Wenn sie ihre Hälse recken //
Streng gescheitelt //
Ihre liebevollen Blicke schweifen //
Ihrer Obhut alles unter Kontrolle wissen //
Senkt sich sanft ihr Haupt und Erinnerungen lassen blicken.
[Franziska von Schleyen, 23052019]
MOMENTUMS sind meine Leidenschaft. Kurze Momente, die mehr oder weniger zufällig durch meine Gedankenwelt huschen. Wenn ich sie erwische, schreibe ich sie auf. Das Schönste an einem MOMENTUM ist, das es bleibt, während der Moment schon lange vorbei ist. Hier ein kleiner Eindruck:
Wenn sie ihre Hälse recken //
Streng gescheitelt //
Ihre liebevollen Blicke schweifen //
Ihrer Obhut alles unter Kontrolle wissen //
Senkt sich sanft ihr Haupt und Erinnerungen lassen blicken.
[Franziska von Schleyen, 23052019]
Es ist ein besonderer Ort.
Ein Ort der Stille.
Irgendwie dem Himmel so nah.
Glocken hallen weit übers Land,
Durchdringen düstere Nebel im Tal.
Engelsgleiche Stimmen,
Schweben wie weiße Lilien
Durch den Ort der Stille.
Erreichen die Herzen.
Ganz tief drinnen.
Teilen sich den Gesang.
Finden zusammen in hellem Klang.
Ein Brief an die Kolosser erzählt
„Liebe ist das Band, das alles zusammen hält…“
HALLELUJA
(Franziska von Schleyen, Benediktinerinnen Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen Mittagshore, Brief an die Kolosser 3,14)
Herbstboten
Tannenwipfel wiegen, geradeaus
im Unterholz, entlang
die Säue suhlen sich im Schlamm, entspannt
genießen sie die Sonne, letzte
Strahlen wärmen, unaufhaltsam
hin und her, zufrieden
Eicheln kauend, werden‘s immer mehr.
Eine Bache und ein Keiler grunzen,
schmatzen, fressen mit den sechsen
zwei volle Tröge leer.
(Franziska von Schleyen)
Es sind genau 10 Verse. Die 10 taucht immer wieder als Ganzes auf, so haben wir in der Regel 10 Finger MOMENTUM – Herbstboten weiterlesen
Aus dem Leporello “MOMENTUM – gestrandete Geschichten”
Das edle rote Leinen-Leporello ist in einer hübschen Geschenkbox verpackt. Die Buchhandlung Markus Idstein hat es vorrätig für Sie.
Autorinnen: Franziska von Schleyen und Brigitte Wilke
Genre: Gedichte/Lyrik/Prosa
erschienen 3/2015
Nichts ist mehr wie es war…
Kein Kräutergarten, keine Lilien, kein Helleborus.
Keine hohen Bäume, die mich beschützen und inspirieren.
Unter deren Blätterdach ich mich in ferne Länder träumen kann.
Die Villa am BahnDAMM, in ländlicher Idylle.
Im Tausch gegen epochalen Jugendstil.
Drei Quadratmeter Balkon geizen mit Grün.
In der 3. Etage – Sommerhitze zum Erbrechen.
Linden fressen Feinstaub, dämmen den Schall.
Zaghaft meldet sich ein Spatz.
Das Gotteshaus gegenüber atmet Frieden aus, mit aller Macht.
Heimweh zerreißt meine Brust.
4.480 Meter HohenzollernDAMM, in Berlin.
Keine Falken am Himmel, die meine Sehnsucht davon tragen.
Stattdessen, staubiger Asphalt.
Blechkarawanen auf der Route Preußischer Könige und deutscher Kaiser.
Sanft küsst mich die Sonne warm durchs Fenster.
Langsam erwärmt sich mein Herz.
Neue Lust zu Leben – HohenzollernDAMM
70 poetische Blickwinkel eines pulsgewordenen Stadtalltags, eine [kritische] Liebeserklärung an Berlin. Veröffentlicht Anthologie „Pulsgeworden – Stadt schlägt Sinn in Dir“, Herausgeberinnen: Stephanie Mattner & Jennifer Hilgert.
Am vergangenen Wochenende war ich auf einer Hochzeit eingeladen. Das Brautpaar hatte mich gebeten in der Kirche etwas zu lesen. Also, musste ich ja zuerst einmal etwas schreiben. Sie hatten sich aus 1. Moses 9,13 den Trauspruch ausgesucht: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ Nun ja dachte ich mir, was beschreibt eine Ehe besser als einen Sturm und einen versöhnlichen Regenbogen, so ist „Im Sturm der Liebe entstanden“. Ich habe die Verse auf handgeschöpftes Büttenpapier der Homburger Papiermühle von Johannes Follmer geschrieben. Der Bogen war mit Kornblumenblüten verziert und sehr speziell in der Haptik. So ist ein sehr persönliches und individuelles Hochzeitsgeschenk entstanden, was die beiden vielleicht ihr ganzes Leben begleiten wird. FvS
Als ich das Gedicht „Die Zeit“ schrieb, verband ich es immer mit diesem Foto. Es entstand an einem Wintertag an der Ostsee. Für mich drückt es endlose Weite, Klarheit, Zeitpause, Zeit genießen und noch viel mehr aus.Nun wollte ich es aber wissen und buchte einen Workshop „Farbrausch“ bei der Malerin Sitta Derstroff . Wir waren ein lustiges Team, mit vier weiteren Malerinnen, so haben wir uns gegenseitig inspiriert. Was soll ich sagen, ich bin völlig begeistert von meinem Ergebnis! Das Bild ist gespachtelt und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Hier noch einmal das Gedicht:
Scharfer Ostwind //
Schneeflocken prasseln wie kleine Nägel an mein linkes Kaputzenohr//
Trübe, im Nebel schwebende Weinbergshänge//
Nur ein Trecker macht Lärm, weit in der Ferne//
Der Wind zaust seine Äste um mich herum//
Winter du bedeckst mich//
Winter du erdrückst mich//
Winter mach mich frei//
Der Trecker macht sich vom Feld//
Ob jetzt bald endlich der Frühling Einzug hält?
Franziska von Schleyen