Mittagshore

Es ist ein besonderer Ort.
Ein Ort der Stille.
Irgendwie dem Himmel so nah.
Glocken hallen weit übers Land,
Durchdringen düstere Nebel im Tal.

Engelsgleiche Stimmen,
Schweben wie weiße Lilien
Durch den Ort der Stille.
Erreichen die Herzen.
Ganz tief drinnen.

Teilen sich den Gesang.
Finden zusammen in hellem Klang.
Ein Brief an die Kolosser erzählt
„Liebe ist das Band, das alles zusammen hält…“

HALLELUJA

(Franziska von Schleyen,  Benediktinerinnen Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen Mittagshore, Brief an die Kolosser 3,14)

 

MOMENTUM – Herbstboten

Schweinerei
Schweinerei

Herbstboten

Tannenwipfel wiegen, geradeaus
im Unterholz, entlang
die Säue suhlen sich im Schlamm, entspannt
genießen sie die Sonne, letzte
Strahlen wärmen, unaufhaltsam
hin und her, zufrieden
Eicheln kauend, werden‘s immer mehr.
Eine Bache und ein Keiler grunzen,
schmatzen, fressen mit den sechsen
zwei volle Tröge leer.

(Franziska von Schleyen)

Es sind genau 10 Verse. Die 10 taucht immer wieder als Ganzes auf, so haben wir in der Regel 10 Finger MOMENTUM – Herbstboten weiterlesen

HohenzollernDAMM

Nichts ist mehr wie es war…
Kein Kräutergarten, keine Lilien, kein Helleborus.
Keine hohen Bäume, die mich beschützen und inspirieren.
Unter deren Blätterdach ich mich in ferne Länder träumen kann.
Die Villa am BahnDAMM, in ländlicher Idylle.

Im Tausch gegen epochalen Jugendstil.
Drei Quadratmeter Balkon geizen mit Grün.
In der 3. Etage – Sommerhitze zum Erbrechen.
Linden fressen Feinstaub, dämmen den Schall.
Zaghaft meldet sich ein Spatz.
Das Gotteshaus gegenüber atmet Frieden aus, mit aller Macht.
Heimweh zerreißt meine Brust.
4.480 Meter HohenzollernDAMM, in Berlin.

Keine Falken am Himmel, die meine Sehnsucht davon tragen.
Stattdessen, staubiger Asphalt.
Blechkarawanen auf der Route Preußischer Könige und deutscher Kaiser.
Sanft küsst mich die Sonne warm durchs Fenster.
Langsam erwärmt sich mein Herz.

Neue Lust zu Leben – HohenzollernDAMM

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70 poetische Blickwinkel eines pulsgewordenen Stadtalltags, eine [kritische] Liebeserklärung an Berlin. Veröffentlicht Anthologie „Pulsgeworden – Stadt schlägt Sinn in Dir“, Herausgeberinnen: Stephanie Mattner & Jennifer Hilgert.

Im Sturm der Liebe

Am vergangenen Wochenende war ich auf einer Hochzeit eingeladen. Das Brautpaar hatte mich gebeten in der Kirche etwas zu lesen. Also, musste ich ja zuerst einmal etwas schreiben. Sie hatten sich aus 1. Moses 9,13 den Trauspruch ausgesucht: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ Nun ja dachte ich mir, was beschreibt eine Ehe besser als einen Sturm und einen versöhnlichen Regenbogen, so ist „Im Sturm der Liebe entstanden“.  Ich habe die Verse auf handgeschöpftes Büttenpapier der Homburger Papiermühle von Johannes Follmer geschrieben. Der Bogen war mit Kornblumenblüten verziert und sehr speziell in der Haptik. So ist ein sehr persönliches und individuelles Hochzeitsgeschenk entstanden, was die beiden vielleicht ihr ganzes Leben begleiten wird. FvS

FvS_Im Sturm der Liebe_082016

…völlig im Farbrausch verloren…

Als ich das Gedicht „Die Zeit“ schrieb, verband ich es immer mit diesem Foto. Es entstand an einem Wintertag an der Ostsee. Für mich drückt es endlose Weite, Klarheit, Zeitpause, Zeit genießen und noch viel mehr aus.Foto_Die Zeit rast_Jennifer HilgertNun wollte ich es aber wissen und buchte einen Workshop „Farbrausch“ bei der Malerin Sitta Derstroff . Wir waren ein lustiges Team, mit vier weiteren Malerinnen, so haben wir uns gegenseitig inspiriert. Was soll ich sagen, ich bin völlig begeistert von meinem Ergebnis! Das Bild ist gespachtelt und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Hier noch einmal das Gedicht:

FvS_Farbrausch_Die Zeit_5376 …völlig im Farbrausch verloren… weiterlesen

MOMENTUM – Wintereinzug

FvS_12_Wintereinzug

Scharfer Ostwind //

Schneeflocken prasseln wie kleine Nägel an mein linkes  Kaputzenohr//

Trübe,  im Nebel schwebende Weinbergshänge//

Nur ein Trecker macht Lärm, weit in der Ferne//

Der Wind zaust seine Äste um mich herum//

Winter du bedeckst mich//

Winter du erdrückst mich//

Winter mach mich frei//

Der Trecker macht sich vom Feld//

Ob jetzt bald endlich der Frühling Einzug hält?

Franziska von Schleyen